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Theater

Zehn Jahre Dschungel Wien – eine Hommage

Mein vierjähriger Sohn ist gleichermaßen bedingungsloser Fan sowohl vom Puppentheater Lilarum als auch vom Dschungel Wien, dem Theaterhaus für junges Publikum. In letzterem haben wir heuer gemeinsam ein Fest mit  KünstlerInnen aus Zimbabwe besucht, bei dem er nicht nur der erste auf der Tanzfläche war, sondern am liebsten auch spätabends als letzter heimgegangen wäre. Irgendwann lief er hinaus in den Hof des Museumsquartiers, zerrte PassantInnen am Ärmel und insistierte: „Kommt rein ins Theatra, das ist lustig da drinnen!“ Gar nicht so wenige folgten ihm amüsiert.

Irgendwann, lange nach seiner üblichen Schlafenszeit, konnte ich ihn loseisen und wir saßen in der U-Bahn nach Hause: „Papa“, verlautete er, „heute habe ich soooo viele neue Freunde kennengelernt! Mein Herz ist so groß geworden, dass ich Angst gehabt hab, dass es gleich platzen wird.“

Gestern abend hat der Dschungel mit einem fulminanten Fest seinen zehnten Geburtstag begangen. Und während auf der Bühne zahlreiche wunderbare KünstlerInnen Stephan Rabl und seinem Team ihre Glückwünsche und ihre Dankbarkeit für zehn Jahre grenzenloses Engagement, höchste künstlerische Qualität, Offenheit, Herzlichkeit und Risikofreudigkeit zollten, wuselte Stephan hinter der Bühne herum und winkte PassantInnen von der Mariahilferstraße herein, um das vollgefüllte Haus noch mehr zu füllen. Ja, er zerrte sie förmlich am Ärmel: „Kommt rein zu uns, das ist lustig hier!“

So hat Stephan Rabl sich und dem von ihm geführten Haus viele neue FreundInnen gemacht, und ich schätze mich glücklich einer davon sein zu dürfen. Auch wenn ich ihm manchmal freundlich zuraunen möchte: „Dein Herz ist so groß, pass auf dass es nicht platzt!“ Alles Gute zum Geburtstag!

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Theaterreform: Gut, aber verbesserungswürdig

Vor neun Jahren beschloss der Gemeinderat einstimmig die Wiener Theaterreform. Das Ziel war eine Systematisierung der Förderung der Darstellenden Künste in Wien – genau genommen der kleinen und mittleren Bühnen ebenso wie der freien Gruppen – um damit Sichtbarkeit, Innovationscharakter, internationale Öffnung und Vernetzung zu stärken.

Anlässlich der Rot-Grünen Koalitionsverhandlungen wollten wir wissen, wie sehr das gelungen ist und wo es – auch angesichts mittlerweile stagnierender Budgets – Verbesserungsbedarf gibt. Unter Einbeziehung von VertreterInnen der Szene (vor allem der Plattform zeitgenössischer Theater- und Tanzhäuser PZTT und der IG Freie Theaterarbeit) hat das NPO-Institut der Wirtschaftsuniversität Wien die Theaterreform evaluiert und heute eine umfangreiche Studie dazu veröffentlicht.

Die Ergebnisse sollen nicht nur in künftige Förderentscheidungen einfließen, sondern vor allem in einem partizipativen Prozess gemeinsam mit allen betroffenen Kulturschaffenden diskutiert und letztendlich zu einer Reform der Reform führen: Theaterreform 2.0, sozusagen.

Ohne diesen anstehenden Entscheidungen vorgreifen zu wollen lassen sich aus der Studie bereits ein paar Tendenzen ablesen: …

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Postmigrantische Kulturpolitik: Wer ist “wir”?

Vor drei Wochen habe ich gemeinsam mit Stadtrat Mailath-Pokorny und den beiden KuratorInnen Asli Kislal (daskunst) und Ali Abdullah (Garage X) die Projektreihe für postmigrantische Kulturarbeit “Pimp my Integration” vorgestellt (siehe Bericht im Standard).

Damit wollen wir auch in der Kulturpolitik endlich der Tatsache Rechnung tragen, Wiens Realität als Zuwanderungsgesellschaft sichtbar zu machen und auf die Bühne(n) der Stadt zu bringen. Wir verstehen kulturelle Vielfalt als den größten Reichtum dieser Stadt und sehen es als Kernziel Rot-Grüner Kulturpolitik, diesen bisher allzu marginalisierten Reichtum ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken, gleichzeitig aber auch die damit verbundenen Konflikte und Ängste wahrzunehmen und zu thematisieren. Das Stichwort dazu heißt “Migrant Mainstreaming”, also die “postmigrantische” Identität Wiens zum kulturellen Mainstream zu machen und letztendlich alle kulturpolitischen Schwerpunkte und Institutionen damit sprichwörtlich zu durchfluten. Da gibt es noch viel zu tun.

Was aber bedeutet dieses komische Wort “postmigrantisch”? …

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„Grüne Töne in der Wiener Kulturpolitik“

Der Schauspieler Tristan Jorde hat mich für die aktuelle Ausgabe von gift – zeitschrift für freies theater interviewt. Mit seiner Erlaubnis gebe ich das Interview hier wieder:

Tristan Jorde: Wie ist es dazu gekommen, dass du Kultursprecher der Wiener Grünen geworden bist?

Klaus Werner-Lobo: Beworben habe ich mich als Menschenrechtssprecher in einer Oppositionspartei, geworden bin ich Kultursprecher in einer Regierungspartei. Meine VorgängerInnen, Marie Ringler und Marco Schreuder, haben mich gebeten, an den kulturpolitischen Verhandlungen anlässlich der Regierungsbildung von Rotgrün teilzunehmen, was ich als unglaublich spannendes politisches Feld wahrgenommen habe, zumal ich persönlich die letzten Jahre selbst eine Wandlung durchgemacht habe: Die letzten 10-15 Jahre war ich als Journalist im Menschenrechtsbereich tätig, habe dann vier Jahre in Brasilien gelebt und dort eine Schauspiel- und Clownausbildung genossen, dann davon gelebt, Vorträge über meine Bücher in Form einer Clownperformance zu halten und dabei erkannt, dass man politische Inhalte mit künstlerischen Ausdrucksmitteln viel besser rüberbringen kann als als verkopfte Geschichten. Kultur ist eine schöne Möglichkeit, auch langfristige Transformationsprozesse einzuleiten und voranzutreiben. Es gibt einen schönen Spruch: Wenn du ein Schiff bauen möchtest, dann nimm keine Leute, die Bretter zusammen nageln, sondern du musst die Sehnsucht nach dem Meer wecken – und das kann Kultur!

Jorde: Im Wahlkampf gab es eine grundsätzlich begrüßenswerte Onlinediskussion über grüne Positionen zu verschiedenen Themen, aber es gab keinen einzigen Punkt zur Kulturpolitik – was ist denn jetzt eigentlich grüne Kulturpolitik?

Werner-Lobo: Unser Schwerpunkt liegt sicher nicht bei der Repräsentationskultur, sondern dort, wo wir Kultur mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen verbinden. Wir haben es beispielsweise geschafft, als zentralen Punkt die Frage der Transkulturalität festzulegen, weil es aus unserer Sicht ein Skandal ist, dass sich in einer Stadt, in der 44 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund leben, das fast nicht widerspiegelt. Natürlich gab es immer schon diese ganzen Multikulti-Geschichten, aber in einem sehr „minderheitsartigen“, teils sehr repräsentativen Charakter. Aber interessanter ist zu schauen: was macht man mit einer Gesellschaft, in der unterschiedliche Menschen zusammenleben, die ganz unterschiedliche Geschichten zu erzählen haben, und wo will man jetzt gemeinsam hin? …

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OÖN: Cobra platzte mit einem Einsatz in die Theaterprobe für „A Hetz“

Ab nächster Woche geht ein persönlicher Traum in Erfüllung: Ich spiele bei der Theaterproduktion „A Hetz“ des Theaters Hausruck mit. Ein Bericht der Oberösterreichischen Nachrichten zeigt, wie dort schon während der Proben Theater und Wirklichkeit verschwimmen:

OTTNANG. Während die Schauspieler vom Theater Hausruck am Ortsplatz für „A Hetz“ probten, rückte eine Cobra-Einheit an, um einen Drogendealer zu fassen. Kurios: Die Bevölkerung reagierte überhaupt nicht auf den Polizeieinsatz, dachte wohl, dass das zum Stück gehört.

Während die Schauspieler vom Theater Hausruck am Ortsplatz für „A Hetz“ probten, rückte eine Cobra-Einheit an, um einen Drogendealer zu fassen. Kurios: Die Bevölkerung reagierte überhaupt nicht auf den Polizeieinsatz, dachte wohl, dass das zum Stück gehört.

Obwohl die Elite-Polizisten schwer bewaffnet ein Haus stürmten, rührten die Passanten kein Ohrwaschl. „Die haben geglaubt, das sind Theaterleute“, erklärt Georg Schmidleitner. „Die Geschichte passt zu unserem Image“, kann Regisseur vom Theater Hausruck drei Tage später wieder schmunzeln. „Wir wollen überraschen und unberechenbar sein“, nennt er die Ziele vom Theater Hausruck.

Dazu gehört, dass bei „A Hetz oder Die letzten Tage der Menschlichkeit“ zwei prominente Globalisierungskritiker zum künstlerischen Team gestoßen sind: Christian Felber (Attac Österreich) und der Autor Klaus Werner-Lobo („Schwarzbuch Markenfirmen“, „Uns gehört die Welt“). Die beiden sind ausgebildete Bühnenakteure und werden in der Kirche Ottnang eine Station der Theaterbusreise gestalten. „Ich möchte die Zusammenhänge zwischen Armut und Reichtum aufzeigen“, sagt Werner-Lobo im OÖN-Gespräch. Die „Predigt mit Performance“ will die Besucher zu mehr Solidarität und Zivilcourage ermuntern. Werner-Lobo wird dabei als Clown auftreten – allerdings nicht als herkömmlicher Spaßmacher mit roter Nase, sondern als „Archetyp des Loosers“, etwa in der Nachfolge eines Charlie Chaplin.

Eine Woche vor der Premiere lädt das Theater Hausruck die Bevölkerung heute in den Gemeindesaal Holzleithen ein. „Die Leute habe die Chance, uns hautnah zu erleben“, betont Schmiedleitner. Für ihn ist „A Hetz“ noch vor der Premiere am 29. Juli ein Erfolg – durch die Auseinandersetzung mit dem Flüchtlingsthema, hätten viele ihre Ängste abgebaut.

Infos zu den Spielterminen: www.theaterhausruck.at

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All creatures are full of fear

…especially the scary ones.

der satz stammt aus dem aktuellen batman-film und hat sonst mit nix was zu tun. und das bild hat auch mit nix was zu tun, zumindest hab ich nicht geheiratet, dafür aber heute die aufnahmsprüfung für die schauspielschule (bildhintergrund) gemacht. in „beijo no asfalto“ von nelson rodrigues werde ich von meinem schwiegervater erschossen. und in „casamento suspeitoso“ von ariano suassuna trete ich als pfaffe mit ausländischem akzent auf. praktisch. ich habs extrem genossen, am liebsten würd ich sofort wieder auf die bühne zurück. ICH BIN BÜHNENGEIL!!! GEIL! GEIL! GEIL!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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Mein erster Schultag

seit montag steh ich fast jeden tag um 7 auf und geh in die schule. im unterricht hüpfen und tanzen wir, schneiden grimassen, schärfen die sinne und sagen zungenbrecher auf. das macht riesenspaß, aber man muss sich sehr konzentrieren und aufpassen dass man nicht lacht, weil es eine schauspielschule ist. die lehrer reden viel über liebe, wahrheit und aufmerksamkeit, und über die zerstörerische kraft von wettbewerb, konsum und konkurrenzdenken.

almir telles, mein professor für interpretation, sieht aus wie bruno ganz und ist tabulos ehrlich. alle paar minuten schneien ex-studierende vorbei, um ihn freudig zu begrüßen.

mir ist in brasilien schon öfter aufgefallen, dass schülerInnen und studierende ein extrem gutes verhältnis zu ihren lehrenden haben. ich glaub ich versteh jetzt warum: die machen das richtig gerne, was sie machen, und sie verlangen von uns nicht mehr und nicht weniger als dass wir auch das machen, was wir richtig gerne machen, und dafür hundert prozent geben.

ich steh gern auf um 7. auch das ist eine premiere.

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